Zu den Herzwochen 2016 veranstaltete die Herzsportgruppe Welzheim e.V. und die Aktiven Senioren Welzheim am Mittwoch, dem 9.November 2016 wieder einen medizinische Vortrag im Park-Cafe Bethel in Welzheim.
Die Vortragsveranstaltung wurde von Herrn Dr. Dr. Ingo Watanpour und Herrn Alexander Julian Schurr –Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie– durchgeführt. Die Vorträge liefen unter den Titeln “Chirurgie im Gesichtsbereich – medizinische Notwendigkeiten & Möglichkeiten“ sowie „Zähne, Zahnfleisch, Herz und Kreislauf – Allgemeinmedizinische Aspekte“. Trotz des sehr unfreundlichen, nassen und kalten Wetters waren knapp 30 Zuhörerinnen und Zuhörer zu den Vorträgen erschienen.
Im ersten Vortrag von Herrn Dr.Watanpour ging es um Auslöser und Ursachen für gesichtschirurgische Maßnahmen. Diese sind vor allem in Hautkrebserkrankungen zu suchen. Es ist wichtig auf Hautveränderungen wie Muttermale oder auch Sommersprossen und plötzliche Schwellungen und Pickel zu achten. Dabei ist die Beobachtung von eventuellen zeitlichen Veränderungen wichtig. Auch bei Schwellungen die sich kraterförmig zeigen und immer wieder zu Blutungen führen ist unbedingt eine ärztliche Abklärung nötig.
Zur makroskopischen Beurteilung pigmentierter Hautveränderungen wird von Dermatologen die sogenannte „ABCDE-Regel“ als „Daumenregel“ verwendet. Diese liefert erste Verdachtsmomente ob eine Hautveränderung maligne ist (malignes Melanom).
A – Asymmetrie der Veränderung
B – Begrenzung ist unregelmäßig
C – Colorit (uneinheitliche Pigmentierung – Polychromasin)
D – Durchmesser über 5 mm
E – Elevation/Erhabenheit (über dem Hautniveau).
Insgesamt ist eine steigende Zunahme der Hautkrebserkrankungen zu beobachten. Hier spielt auch unser Lebensstil, die Ernährung und das Freizeitverhalten eine wichtige Rolle neben den erblich bedingten und genetischen Faktoren.
Man unterscheidet bei Tumoren (Wucherungen, Geschwulst oder Schwellungen ) gutartige Tumoren und bösartige Tumoren. Bei bösartigen Tumoren ist zu beachten, dass diese vorhandenes Gewebe überwuchern, Metastasen bilden und wiederkehrend sind. Hier unterscheidet man vor allem den:
- Schwarzen Hautkrebs
- Hellen Hautkrebs
- Weißen Hautkrebs
Der schwarze Hautkrebs (Malignes Melanom) stellt die häufigste Art von Melanomen dar. Jedes dritte Melanom wird bösartig. Bildet sehr früh Metastasen.
Heller Hautkrebs ist zweithäufigste Form des bösartigen Hautkrebses. Er zeichnet sich durch eine sehr schnelle Tumor-Verdopplung aus.
Der weiße Hautkrebs (Basalkarzinom) ist der häufigste bösartige Tumor. Er bildet keine Metastasen und wächst auch langsamer als die anderen Arten.
Nach der Diagnose erfolgt die Therapie.
Hier ist die operative Entfernung des Tumors mit Umfeld eine sichere Lösung.
Es besteht auch die Möglichkeit einer Chemotherapie-Behandlung. Allerdings ist hierbei keine absolute Heilung sicher und damit nur eine Verlängerung des Zustandes.
Es werden auch Laserbehandlungen gemacht aber dann ist eine Randbeurteilung wegen des verbrannten/verkohlten Randes nicht mehr möglich.
Abschließend brachte Dr.Watanpour noch Leitsätze:
- Gesunde Bräune gibt es nicht!
- Löse Probleme solange sie klein sind!
- Wunden die nach mehr als 2 Wochen nicht abheilen sind abklärungsbedürftig!
- ABCDE-Regel als kurze Lösung einer Erst-Diagnose!
An diesen sehr interessanten und informativen Vortrag schlossen sich einige Fragen der Zuhörer an.
Im zweiten Vortrag befasste sich Herr Schurr mit dem Gebiet der Zähne und des Zahnfleisches sowie dem Zusammenhang damit auf das Herz und den Kreislauf.
Etwa 12 Millionen Deutscher leiden an einer Zahnfleisch-Entzündung (Parodontitis). In der Altersgruppe 35 – 44 Jahre ist beinahe jeder 2. damit belastet.
Eine solche mindestens oberflächliche Zahnfleischentzündung tritt sehr häufig auch bereits im jugendlichen Alter auf, lässt sich aber gut behandeln. Wird hier keine Behandlung vorgenommen kann sich eine Parodontitis entwickeln. Anhand einiger Darstellungen erläuterte der Vortragende den Ablauf bei einer Zahnfleischentzündung. Bei einer unbehandelten Zahnfleischentzündung (Gingivitis) der Parodontitis kann es als Abwehrfunktion des Körpers zu einem Knochenabbau im Kieferbereich kommen. Bei Parodontitis ist nicht nur das Zahnfleisch oberflächlich entzündet sondern der gesamte Zahnhalteapparat. Daher ist auch der Knochen betroffen und wird langsam abgebaut. Bei Menschen über 35 ist Parodontitis die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen.
Die Studien und Untersuchungen zur Erhebung von Zusammenhängen zwischen Gefäßerkrankungen und Herzproblemen einerseits und den Zähnen und dem Zustand des Zahnfleisches andererseits sind sehr aufwändig und langwierig. Aber hierbei konnte neben anderen Ursachen wie Rauchen und erbliche Randbedingungen auch der Zusammenhang zwischen Zähnen und Zahnfleischgesundheit mit Schwierigkeiten des Herzen und des Kreislaufs nachgewiesen werden.
Eine Parodontitis muss in jedem Fall behandelt werden, da sie unabhängig von Gebissproblemen auch eine großflächige Entzündung im Körper darstellt und unter anderem ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, Herzinfarkt und Schlaganfall mit sich bringt.
Wichtig ist also eine gute und ausreichende Zahnpflege mit professioneller Zahnsteinentfernung und ggf. Reinigung von Zahnfleischtaschen. Eine solche Prophylaxe sollte mindestens einmal oder besser sogar zweimal jährlich beim Zahnarzt erfolgen.
Auch an diesen Vortrag schlossen sich einige Fragen und eine Diskussion der Zuhörer mit Herrn Schurr an.
Abschließend wurde beiden Ärzten für Ihre interessanten Vorträge mit viel Beifall der Gäste gedankt.